Wenn du dich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitest oder ganz generell darauf eine Antwort finden möchtest, solltest du nicht bei Schlagwörtern wie „strukturiert, teamfähig, empathisch“ hängen bleiben. Sondern herausfinden, worin du wirklich stark bist. Ich erkläre dir, wie das geht!
Ich habe bestimmt über fünf Stärken-Tests in der Schublade liegen und ganz ehrlich: Die haben mir nicht viel gebracht. Ja, die Ergebnisse waren interessant. Und einige Punkte (Struktur, Organisation, Empathie) konnte ich klar bei mir erkennen, doch: was nun? Viel stärker und selbstbewusster habe ich mich danach nicht gefühlt.
Es hat gedauert, bis ich kapiert habe, was es mit meinen Stärken wirklich auf sich hat. Dass ich beispielsweise meinen Humor nie verliere und ich locker leicht mit Menschen ins Gespräch komme. Da hat es irgendwann Pling! gemacht. Denn das sind meine wertvollen Alltags-Eigenheiten. Und die vor Augen, schreite ich definitiv selbstbewusster durchs Leben.
In diesem Artikel lernst du, wie auch du deine Stärken findest und dich dadurch besser verstehst.
Das passiert mit dir, wenn du deine Stärken kennst
Gleich vorneweg: Ich bin keine, die tönt, wie gut sie in allerlei Dingen ist. Doch ich habe irgendwann gelernt, dass in unserer Gesellschaft und in der täglichen Arbeit unterschwellig sehr viel an uns zerrt. Viele Meinungen und Anforderungen prasseln täglich auf dich ein. Und nur wenn du selber weißt, wofür du stehst, kannst du manchen Moden und Trends gelassen entgegentreten. Du musst dir nicht sagen lassen, wie du zu sein hast. Oder wie du dich zu verhalten hast. Wenn du deine Strärken für dich klar hast, dann weißt du, was du zu bieten hast.
Geh diese drei Schritte und du erkennst was dich ausmacht
Schritt 1 hast du schon getan. Du hast die großen Bewerbungs-Interview-Schlagwörter weggepackt.
Schritt 2 ist nun:
Betrachte dich mit ganz neuen, frischen und neugierigen Augen! Und das geht so: Stell dir vor, du beauftragst eine Detektivin und du schickst sie los mit der Frage: Was bist denn du für Eine? Eine Detektivin darf rausfinden, was Du den lieben langen Tag machst! Sie legt sich auf die Lauer und ich garantiere dir: Sie entdeckt Dinge, die du bei dir (so) noch nicht wahrgenommen hast.
Und was soll das Ganze?
Du wendest mit diesem Detektiv-Blick auf dich einen simplen und doch so hilfreichen Perspektivwechsel an. Du siehst dich plötzlich mit einer anderen Brille. Und was wirst Du sehen? Eine facettenreiche Frau, die in ganz normalen beruflichen Alltagssituationen stark ist. Und die sagen darf: He, ich hab ganz schön was zu bieten!
Schritt 3:
Bau diese Detektiv-Perspektive in deinen Alltag ein.
Durch den Perspektivwechsel findet du deine verborgenen Stärken
Sobald du die üblichen Bewerbungsgesprächs-Stärke-Floskeln in die Schublade gesteckt hast und du einen neugierigen Detektiv-Blick auf dich wirfst, passiert das: du wirst erkennen: He, ich bin schwer in Ordnung!
Die Detektiv-Perspektive könnte zum Beispiel folgendes aus Deinem Alltag zeigen:
Du greifst der frustrierten Kollegin bei ihrem Datenchaos unter die Arme, löst Excel-Probleme ziemlich cool, flippst bei Drucker-Fehlmeldungen nicht gleich aus, rettest in der Büroküche die Pflanzen vor dem Vertrocknen, teilst mit den Kollegen spannende Artikel zur Lektüre, brinst Freitagnachmittag süße Teile mit, empfiehlst dem Chef ein Buch, nimmst dir zehn Minuten für das Word-Problem deines Kollegen, hilfst auch noch in letzter Minute vor der Präsentation der Kollegin in aller Ruhe beim Formatieren, machst einen wunderbaren Witz, wenn der Kunde dich mal wieder mit falschem Namen anspricht und lässt dir auch bei höllischem Baulärm die gute Laune nicht nehmen. Und du hast zwar in Powerpoint noch Aufholbedarf, aber du bleibst so lange dran, bis es passt.
In Summe: Die Detektiv-Perspektive ergibt eine großartige Sammlung all deiner wunderbaren täglichen Taten. Und deiner alltäglichen Selbstverständlichkeiten (deine Alltäglichkeiten!). Du machst sie, ohne darüber nachzudenken. Und da ist Leben drin! Das bist du. Das ist, was dich ausmacht. Weit weg von Bewerbungs-Interview-Worthülsen.
Ganz ehrlich, in deinen Alltäglichkeiten steckt viel Wumms!
Diese drei Sätze sind dein Weg zu deinen wahren Stärken
Nimm dir fünf Minuten täglich abends Zeit und geh in Gedanken deinen Tag durch. Vervollständige dabei folgende drei Aussagen:
Damit habe ich heute jemandem eine Freude gemacht:
Das habe ich heute gut hinbekommen:
Da bin ich drangeblieben:
Lehn dich zurück, leg mental die Beine hoch und schau dir deinen Tag an. Wichtig: Du hast dabei deine neugierige Detektiv-Brille auf! Was siehst du, wenn du so (gerne liebevoll!) auf dich blickst?
Mach das und du wirst auch langfristig deine Stärken im Blick haben
Ich weiß sehr gut: Im Alltag kann eine solche Fünf-Minuten-Detektiv-Perspektive schnell untergehen. Weil natürlich noch viele andere Themen auf deiner Liste stehen.
Versuch es mit folgenden Tricks und Kniffen:
Druck dir die drei Fragen aus.
Hab sie sichtbar bei dir (Notizbuch? Kalender? Am Kühlschrank?)
Setze dir einen Merker im Kalender.
Denk beim Zähneputzen darüber nach.
Denk beim Duschen darüber nach.
Denk beim Wäscheaufhängen darüber nach.
Du siehst: Du darfst experimentierfreudig sein! Hauptsache, du knöpfst dir diese drei Fragen einmal am Tag vor. Unter der Dusche, beim Kaffeetrinken, beim Nudelkochen… alles erlaubt!
Diese drei Hürden könnte es für dich geben
Hürde 1:
Die Vergleichsfalle! Ständig zu sehen, was der Andere und die Andere anscheinend besser kann. Doch: Die Anderen interessieren nicht. Du bist einzigartig. Du bist du. Und du hast deine ganz eigene Handschrift.
Hürde 2:
Es übers Knie brechen wollen! Du willst zu schnell zu viel und brichst es übers Knie. Doch mach dir klar: so wird das nicht funktionieren. Bring ein bisschen Zeit mit. Fang mal mit 30 Tagen an. 30 Tage für deine wunderbaren Alltäglichkeiten.
Hürde 3:
Du denkst dir vielleicht „Ist ja schön und gut“. Oder: „Aber am Ende zählen nur harte Fakten.“ Ich verstehe, was du meinst. Natürlich sind Fachkenntnisse wichtig.
Doch stell dir vor: Du in einer wichtigen Besprechung. Du in einer wichtigen Präsentation. Und du hast deine wertvollen Alltäglichkeiten verinnerlicht. Du weißt, was du täglich selbstverständlich und gut machst. Und das lässt dich stark fühlen und auftreten.
Stell dir vor: Du in 3 Monaten
In drei Monaten schaust du auf deine Notizen, die du dir täglich gemacht hast. Du hast die Standard-Stärken-Begrifflichkeiten zur Seite gelegt, die Detektiv-Brille aufgesetzt und wertvolle Erkenntnisse über dich gewonnen.
Du hast jetzt die Sicherheit, dass es gut ist, wie du bist.
Du weißt jetzt, was du an dir magst, denn du hast deine Alltäglichkeiten entdeckt und gefeiert. Und mit diesem wertvollen Grundgefühl (Deine Alltäglichkeiten!) wirst du noch viel besser rüberbringen, was du fachlich drauf hast.
Du findest deine Detektiv-Brille nicht? Das kann passieren, vielleicht finden wir sie in einem gemeinsamen Gespräch
Du hast ganz viele Alltäglichkeiten gesammelt, aber fühlst dich trotzdem nicht gestärkt? Gemeinsam finden wir den Wert und das Fantastische darin!